Implantats gegen Gleichgewichtsstörungen

Apr 12, 2013

Konsortium um MED-EL erhält Förderung für Entwicklung des ersten Implantats gegen Gleichgewichtsstörungen

Innsbruck, 12. April 2013 – In Innsbruck nahm Dr. Ingeborg Hochmair, Geschäftsführerin von MED-EL Medical Electronics, führender Anbieter von Hörimplantatsystemen, heute stellvertretend für ein Konsortium aus Universitätsinstituten und Tiroler Unternehmen die Förderung des K-Regio Förderprogramms der Standortagentur Tirol entgegen. Das Programm fördert jedes Jahr Kooperationsprojekte, die den nachhaltigen Ausbau der Forschungsinfrastrukturen in Tirol vorantreiben und unterstützt nun die Entwicklung des weltweit ersten Vestibular-Implantats, einem Implantat zur Linderung von chronisch schweren Fällen von Gleichgewichtsstörungen. Die neue Implantatlösung wird derzeit in Kooperation mit renommierten amerikanischen und europäischen Universitäten entwickelt.

Störungen des Gleichgewichtssinns führen bei den Betroffenen häufig zu massivem Schwindelgefühl und Übelkeit. Bei schwereren Verläufen kommt eine Beeinträchtigung der visuellen Wahrnehmung und des Bewegungsablaufes hinzu. Allein in Europa und den USA sind rund 500.000 Menschen so schwer betroffen, dass sie keinem geregelten Leben nachgehen können. Die Fehlfunktion des sogenannten vestibulären Systems, das für den Gleichgewichtssinn verantwortlich ist, soll durch elektrische Stimulation mittels anatomisch und geometrisch optimal ausgerichteter Elektroden beseitigt werden. Die dafür in Tirol vorhandenen Kernkompetenzen können durch das geförderte Projekt ausgebaut werden. Die Umsetzung erfolgt in den nächsten drei Jahren gemeinsam mit dem Labor für Innenohrforschung der Medizinischen Universität Innsbruck, dem Institut für Biomedizinische Bildanalyse, dem Institut für Elektrotechnik und Biomedizinische Technik der UMIT sowie den Tiroler Unternehmen synedra information technologies GmbH und Sistro Präzisionsmechanik Ges.m.b.H.

Dreidimensionale Rekonstruktion eines menschliches Innenohrs mit der Hörschnecke und den drei Bogengängen des Gleichgewichtsapparates. Rote Pfeile markieren die Lage der Sinneszellen des Gleichgewichtsapparates; Quelle: Innenohrlabor der Medizinischen Universität Innsbruck

Aufbauend auf Forschungsergebnissen, jahrzehntelangen Entwicklungserfahrungen bei der Cochlea-Implantatentwicklung und den umfassenden Erkenntnissen zur Stimulierung neuronaler Strukturen, verfügt das interdisziplinäre Team über beste Voraussetzungen für das ambitionierte Projekt. Das spezielle Vestibular-Implantatsystem leitet extern aufgenommene Bewegungsinformationen als umgewandelte elektrische Signale an den Gleichgewichtsnerv und darüber an das Gehirn weiter. „Ich freue mich über die weitere Vernetzung von kompetenten Forschungs- und Entwicklungspartnern am Standort Tirol,“ erklärt Dr. Ingeborg Hochmair. „Wann genau das Vestibular-Implantat zugelassen wird, können wir zu diesem frühen Stadium der Entwicklung noch nicht voraussagen. Die Entwicklung ist allerdings jetzt schon ein großer Schritt, um künftig die Lebensqualität vieler Betroffener deutlich zu verbessern und ihnen ein normales Leben zu ermöglichen. Die Verbesserung der Lebensqualität jedes einzelnen unserer Patienten ist es, was unseren Forschungsdrang antreibt und uns immer neue Bereiche erschließen lässt. Im Bereich der Hörimplantatlösungen bieten wir bereits Menschen mit Hörminderung ein sehr breites Portfolio, das bei unterschiedlichsten Indikationen das Hören ermöglicht. Nun machen wir uns unsere langjährige Erfahrung in diesem neuen Bereich zunutze, um auch Menschen mit starken Störungen des Gleichgewichtssinns künftig Lösungen bieten zu können.“

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